Digitalisierung, industrielle Revolution 4.0, die Forderung nach flexibleren Arbeitszeiten — Wir leben in einer Welt, die sich rasend schnell ändert. Die Veränderungen machen auch vor der Arbeitswelt nicht Halt. Wie sieht die Zukunft des Arbeitens aus? Welche Kompetenzen brauchen wir als Menschen, um in dieser neuen Arbeitswelt zu bestehen? Und wollen wir diese Zukunft überhaupt? Diesen Fragen möchte ich auf den Grund gehen. Dabei werde ich einen kleinen Schwenk über Begriffe machen, die in der Thematik “Zukunft der Arbeit” immer wieder auftauchen. Außerdem werde ich ganz praxisnah darauf eingehen, wie es sich anfühlt, die Zukunft des Arbeitens schon in der Gegenwart zu erleben. Denn wir bei Inpsyde arbeiten komplett remote, von Zuhause aus, flexibel. Aber mehr dazu später.
Abgrenzung: Digitalisierung, Arbeiten 4.0, Remote Arbeit und Co.
Über etwas reden, ohne genau zu wissen, was die Begriffe bedeuten, die wir verwenden? Nicht mit mir 🙂 Darum hier eine kurze Abgrenzung der Begriffe, die sich um die Zukunft der Arbeit ranken.
Digitalisierung und digitale Revolution
Ja, das ist der Grund dafür, dass es diesen Beitrag gibt. Digitalisierung hat verschiedene Bedeutungen. Zum einen kann damit der Veränderungsprozess gemeint sein, wenn man von analoger Kommunikation zu digitaler Kommunikation wechselt. Oder wenn Informationen zunehmend digital dargestellt werden. Zum anderen bezeichnet Digitalisierung die Verbesserung von Instrumenten oder Geräten durch digitale Techniken. Des Weiteren reden wir von Digitalisierung ganz allgemein, wenn wir von den Veränderungen, ja den Umwälzungen in der Gesellschaft reden, die sich durch den zunehmenden Einsatz digitaler Technologien im privaten Umfeld und im Umfeld von Unternehmen ereignen. (Diese Definition stammt nicht von mir, sondern vom Gabler Wirtschaftslexikon.)
Wie oft habt ihr schon den Satzanfang: “Durch die Digitalisierung …” gehört? In diesem Kontext reden wir unter anderem von digitaler Revolution.
Die digitale Revolution begann im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts, bei der es vor allem um Automatisierung und Modernisierung ging. Man sagt, alles begann mit der Erfindung des Mikrochips. Es wurden Computernetze geschaffen und der Computer für jeden auf den Markt gebracht. Das nennt sich auch die Industrie 3.0. Alle Abgrenzungen von Industrie 1.0 bis Insdustrie 4.0 findest du hier.
Industrie 4.0 und Arbeiten 4.0
Was ist also die Industrie 4.0? Es gibt mehrere Definitionen und Meinungen. Ich möchte allerdings nur diejenige aufführen, die für mich für diesen Artikel relevant ist. Industrie 4.0 ist demnach die Weiterentwicklung der “traditionellen Produktionssysteme hin zu autonomen, selbststeuernden, wissensbasierten und sensorgestützten Produktionssystemen. Sie zeichnen sich durch eine starke Individualisierung der Produkte und eine hoch flexibilisierte Serienproduktion aus.” (Quelle) Eine Vorstellung der Produktion in der Industrie 4.0 ist, dass Aufträge direkt über das Internet vom Kunden ausgelöst werden. Diese steuern mit ihrer Bestellung dann die gesamte Wertschöpfungskette. Diese Zukunftsvorstellung ist verbunden mit dem Internet der Dinge. Damit ist die Verknüpfung von Gegenständen mit dem Internet gemeint. Diese sollen selbstständig über das Internet kommunizieren und so verschiedene Aufgaben für den Besitzer der Gegenstände erledigen.
Welche Aufgabe spielen jedoch die Menschen in der Industrie 4.0? Welche Tätigkeiten werden Menschen zukünftig ausführen, die heute in der klassischen Produktion arbeiten? Werden sie etwa überflüssig? Wie gehen technologischer Fortschritt und eine Arbeitswelt, in der alle teil haben können, zusammen? Die Beschäftigung mit solchen Fragen lässt sich unter Arbeiten 4.0 zusammenfassen. Kurz: Arbeit 4.0 beschäftigt sich mit dem Veränderungsprozess der Arbeitswelt, welcher durch die Digitalisierung und die “vierte industrielle Revolution” eingesetzt hat.
Remote Arbeiten und Home Office
Home Office ist sicherlich allen ein Begriff. Er meint das Arbeiten von Zuhause aus. Wie unterscheidet er sich jedoch von Remote Arbeiten? Nun, die Antwort ist einfach. Während Menschen, die Home Office machen, ebenfalls einen festen Arbeitsplatz im Büro eines Unternehmens haben, geht Remote Arbeiten einen Schritt weiter. Denn remote arbeitende Menschen sind völlig ortsunabhängig.
Angst: Arbeitslosigkeit wegen Digitalisierung?
Müssen wir Angst um Arbeitsplätze haben? Müssen wir Angst haben, ob wir Gewinner oder Verlierer der Digitalisierung sein werden? Wird die Zukunft der Arbeit uns als Menschheit ins Chaos stürzen? Nun, all das ist für mich eine Frage der Perspektive. Es ist die Frage danach, wie wir uns als Menschen sehen und wahrnehmen. Und zu welchem Typ Mensch wir uns entwickeln wollen.
Zum einen gibt es immer Gewinner und Verlierer. Es ist normal, dass manche Menschen Chancen besser nutzen können als andere. Weil wir nun einmal alle unterschiedliche Fähigkeiten und Talente haben. Wir sind dennoch alle soziale Wesen. Und es wird immer welche unter uns geben, die sich für Benachteiligte stark machen und sie unterstützen.
Sehen wir das Ganze aus einer rationaleren Perspektive: Durch die Digitalisierung werden Jobs wegfallen. Das können wir uns gut vorstellen. Was wir uns nicht gut vorstellen können, ist, welche Jobs hinzukommen werden. Das liegt schließlich in der Zukunft. Nichtsdestotrotz ist der Mensch ein Wesen, das immer neue Bedürfnisse in sich findet. Und die müssen schließlich gedeckt werden. Ein simples Beispiel: Wer hätte vor 30 Jahren gedacht, dass Live-Coaching heute solch einen reißenden Absatz finden würde? Berufe werden sich also wandeln. Und neue Berufe werden hinzukommen. Weil es immer neue Arbeitsfelder geben wird, die der Mensch selbst erschafft.
Angst brauchen wir meiner Meinung nicht zu haben. Veränderungen sind normal. Die Art, wie wir arbeiten, wird sich ändern. Aber auch unsere Gesellschaft wandelt sich ständig. Man denke an die vergangenen 150 Jahre. Was hat sich nicht alles geändert? Darum glaube ich nicht, dass die Digitalisierung dem Menschen den Garaus machen wird.
Im Gegenteil. Ich denke, dass uns all die Möglichkeiten, die uns die Veränderungen bringen, mehr Selbstbestimmung und Freiheit bringen.
Das bringt mich zum nächsten Punkt, mit dem ich mich beschäftigen möchte:
Welche Kompetenzen braucht der Mensch in der Arbeitswelt der Zukunft?
Darauf habe ich eine interessante Antwort gefunden, die ich euch nicht vorenthalten möchte:
Selbstbestimmte Arbeit bleibt eine harte, lebenslange Aufgabe. Sie erfordert neue Kulturtechniken: Emotionale Intelligenz. Kommunikations-Intelligenz. Netzwerk-Intelligenz … Sie fragt uns hartnäckig nach uns selbst, unserem inneren Menschsein, unserem TALENT: Wer sind wir – und wer wollen wir sein?
Das Zukunftsinstitut
Ich denke, das trifft den Kern. Es wird immer weniger darum gehen, welche Fähigkeiten wir erlernen, um unseren Beruf auszuführen. Stattdessen werden wir uns vielmehr mit uns selbst und den Menschen um uns herum beschäftigen.
Wir müssen lernen, auf unsere eigenen Bedürfnisse zu achten und sie zu verstehen. Darüber hinaus müssen wir lernen, die Gefühle unserer Mitmenschen wahrzunehmen, sie zu verstehen und zu beeinflussen (emotionale Intelligenz). Bezogen auf die Zukunft der Arbeit hilft uns emotionale Intelligenz, zukünftige Arbeitsfelder – die Bedürfnisse anderer Menschen – zu erkennen.
Kommunikations-Intelligenz, oder anders ausgedrückt: Die Fähigkeit, durch die richtige Kommunikation und die richtigen Argumente andere Menschen zu Freunden und Verbündeten zu machen, hängt mit der emotionalen Intelligenz zusammen. Intelligente Kommunikation bedeutet, auf das Gegenüber einzugehen.
Netzwerk-Intelligenz verstehe ich in diesem Kontext als die Fähigkeit, sich mit anderen zu vernetzen.
Was deutlich wird: Digitalisierung, die einher geht mit mehr selbstbestimmter Arbeit, fordert uns als Menschen heraus. Und bietet große Chancen für ein verändertes Miteinander.
Die Zukunft der Arbeit: Remote Work als neues Arbeitsmodell?
Bleibt nur noch die Frage: Wie kann selbstbestimmte Arbeit aussehen? Home Office ist sicherlich ein Weg zu selbstbestimmterem Arbeiten. Gleitzeit-Modelle ebenfalls. Aber das sind allenfalls Übergangslösungen.
Remote Arbeiten kommt der Sache schon näher. Dieses Arbeitsmodell bietet besonders viel Flexibilität in der Ausgestaltung der eigenen Arbeitsweise und der Freizeit. Sebstbestimmung ist hier die Devise. Das Modell legt allerdings ein anderes Verständnis von “Leben” und “Arbeit” zugrunde. Beides ist nicht mehr getrennt voneinander, sondern vermischt sich. Selbstbestimmung bedeutet hier also, selbst zu entscheiden, wann “Freizeit” und wann “Arbeit” ansteht. Es geht darum, die eigenen Bedürfnisse zu erkennen und sie in Einklang zu bringen mit den Tätigkeiten “auf der Arbeit”.
Bestes Beispiel: Die Arbeit bei Inpsyde. Denn wir arbeiten komplett remote. An unsere emotionale Intelligenz und unsere Kommunikations-Intelligenz stellt die Remote Arbeit neue Herausforderungen: Wir müssen besonders auf die Balance zwischen unseren Bedürfnissen und die Erwartungen der anderen Inpsyder und Kunden achten, damit der Workflow funktioniert (Bildlich gesprochen: Entspannte und lange Mittagspause vs. dringende Aufgaben, auf deren Ergebnisse die anderen angewiesen sind.) Und weil wir uns nicht face-to-face sehen, müssen wir besonders auf unsere Kommunikation achten (= die Art und Weise, wie wir in Chats schreiben, wie wir Telefonkonferenzen abhalten), um den anderen Inpsydern genau das zu vermitteln, was wir sagen möchten.
Und zum Schluss: Die Zukunft der Arbeit – Ein kleines Fazit
Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, dass Remote Arbeiten als Arbeitsmodell der Zukunft ein gutes Beispiel für selbstbestimmte Arbeit ist. Allerdings gehört zur Zukunft der Arbeit nicht nur die Frage nach zukünftigen Arbeitsmodellen. Vielmehr geht es darum, wie wir uns selbst befähigen, selbstbestimmt arbeiten zu können. Denn das ist eine der Herausforderungen, die beim Arbeiten 4.0 auf uns wartet.
Die Digitalisierung hat unsere Gesellschaft schon verändert und wird sie weiter durchdringen. Ich bin gespannt auf die Zukunft und wie wir sie gestalten.
Dieser Text kann leider nicht alle Aspekte des Arbeitens der Zukunft abbilden, dafür ist das Themenfeld viel zu komplex. Allerdings hoffe ich, dass ich euch mit diesem Beitrag noch einmal einen neuen, vielleicht anderen Blickwinkel auf die Arbeit der Zukunft geben konnte.
Was sind eure Vorstellungen von der Zukunft der Arbeit? Wie arbeitet ihr derzeit? Schon in der Zukunft? Ich freue mich auf eure Kommentare unter dem Blogpost, auf Twitter oder Facebook.
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